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Gastartikel von Katharina Kahmann: Anekdoten aus dem Alltag mit dem Lieferroboter

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Kategorie: Hermes Aktuell, Technologie & Innovation, Transport & Logistik


Hermes Lieferroboter mit KatharinaSeit Ende Oktober 2016 begleite ich als sogenannter Handler die Lieferroboter auf der Straße. Für mich ist das eine willkommene Abwechslung zu meinem vorherigen Job im Büro. Ich hatte einfach Lust, mal eine Zeit lang etwas völlig anderes zu machen. Als studierte Politikwissenschaftlerin mit einem Faible für Technology and Society Studies interessiere ich mich sehr für die Themen Digitalisierung und Innovation. Besonders interessant finde ich es, die Reaktionen der Menschen auf den Roboter zu beobachten. 

Doch wie sieht ein typischer Tag mit dem Roboter aus? Und in welchen Situationen findet man sich wieder, wenn man mit einem so ungewöhnlichen Gefährt unterwegs ist?

Die Hauptbestandteile meiner Arbeit sind frische Luft, Technologie und natürlich jede Menge Begegnungen mit anderen Menschen. Am frühen Morgen schwinge ich mich auf mein Fahrrad, um nach Ottensen oder ins Grindelviertel zu radeln. Nachdem ich weiß, welche Lieferungen für den Tag geplant und ob genügend volle Batterien vorhanden sind, mache ich den Roboter fertig. Dann stelle ich über Skype eine Verbindung zu dem Operator in Estland her, der heute mit mir arbeiten wird. Wir starten unsere Route und laufen ein Stück die Straße herunter. Kaum sind wir rechts abgebogen, begegnen wir einer Schulklasse.

Kann der Roboter mich tragen?

Es dauert nicht lange, bevor wir bemerkt werden. Binnen weniger Sekunden sind wir umringt von einer Traube staunender Kinder. Während eines der Kinder noch fragt, was denn das sei, weiß ein Mädchen bereits die Antwort. Stolz erklärt sie, dass sei ein Lieferroboter und den habe sie auch schon im Fernsehen gesehen. „Kann der Roboter mich tragen?“, fragt ein Junge. Ich erkläre ihm, dass der Roboter auf ein Ladegewicht von 10 Kilogramm ausgelegt ist. Daraufhin erklärt der Junge mir lachend, er wäre ja auch kein Paket. Die Kinder finden den Roboter ziemlich cool. Nach vielen weiteren Fragen und Antworten setzen wir unsere Runde fort.

Ist da ein Baby drin?

Fast jeden Tag begegnen mir Mütter und Väter, die den Roboter zunächst für einen Kinderwagen halten. So auch heute. Bald darauf sind wir uns einig, dass ein selbstfahrender Kinderwagen in manchen Situationen praktisch wäre, mein Gefährt für diese Zwecke jedoch nicht die passenden Voraussetzungen erfüllt.

Eine ältere Dame erkundigt sich ebenfalls nach dem Verwendungszweck meines sechsfach bereiften Begleiters. Sie findet autonomes Fahren ausgesprochen spannend und beschäftigt sich zudem gerne mit Science Fiction. Wir verstricken uns in ein Gespräch und landen binnen kurzer Zeit bei lernenden Maschinen, künstlicher Intelligenz und Singularität. Sie hat keine Angst vor Technologie, eher ist sie neugierig auf die Zukunft.

Wird der nicht geklaut?

Zu den meistgestellten Fragen gehört, ob der Roboter nicht geklaut werden könnte. Theoretisch ja, entgegne ich. Allerdings wiegt er 20 Kilogramm, ist ziemlich unhandlich, hat mehrere Kameras und Sensoren und wird zudem permanent per GPS geortet. Außerdem ist ja der Innenraum verschlossen und zusätzlich gesichert. Und jetzt stelle man sich vor: So viel Aufwand für ein Paket, das am Ende nur eine Badehose enthält.

Obwohl die meisten Begegnungen sehr freundlich ablaufen und viele Menschen sehr interessiert sind, gibt es manchmal auch negative Reaktionen. Manche Menschen haben eine diffuse Angst vor dem Roboter und offenbaren mir ihr Unwohlsein. Andere befürchten die Vernichtung von Arbeitsplätzen. Viele Bedenken lassen sich im Dialog auflösen. Etwa wenn klar wird, dass der Roboter einen neuen Service darstellt und die Arbeitsplätze der menschlichen Zusteller natürlich weiter bestehen bleiben.

Neulich meinte jemand im Vorbeigehen, mir sei wohl langweilig. Ich versuchte zu erklären, was der Sinn meiner Spazierfahrt mit dem Roboter ist und dass ich gerade arbeite. Auf die Entgegnung „Arbeiten tut man im Büro“, musste ich schmunzeln. Es ist schon eine Form von Luxus, mit Spazierengehen seine Brötchen zu verdienen.Hermes Lieferroboter am Hamburger Elbstrand

 


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