Auch in der Saison 2015 berichte ich in Deutschland exklusiv für den Hermes Blog von den Formel-1-Grand Prix. Kürzlich war ich in Kanada und habe im folgenden Interview für Sie das Rennen analysiert:
Was sind Ihre Beobachtungen zum Duell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg?
Lewis hat dafür gesorgt, dass Nico ihm nicht zu nah kam, um den sich öffnenden Heckflügel für einen Überholungsversuch nutzen zu können. Andererseits hat er Nico so nah herangelassen, dass dieser seine Bremsen überhitzen musste. Nico wiederum hat Lewis bedrängt, so dass dieser viel Kraftstoff verbrauchen musste. Das war auf beiden Seiten viel Berechnung und deshalb ein Genuss zu verfolgen. Es war wie ein Schachspiel. Der eine Spieler macht einen Zug, der andere zieht auf seine Weise nach.
Was sagen Sie zur Rückkehr von Valtteri Bottas auf das Siegerpodest?
Die Ingenieure von Williams haben sicher die Ursache dafür gefunden, dass der Wagen in Monaco nicht schnell genug war, aber in Kanada richtig gut lief. Valtteri hat einmal mehr sein Können gezeigt. Das war die Arbeit eines Spitzenfahrers. Wir dürfen nicht vergessen, dass Ferrari derzeit ein schnelleres Auto als Williams hat. Dennoch fuhr Valtteri vor den Ferrari-Fahrern über die Ziellinie. Volle Punktzahl für diese Leistung.
Glauben Sie, dass Bottas Chancen hat, auch in den nächsten Rennen vor Ferrari zu sein?
Wenn beim nächsten Rennen in Österreich trockenes Wetter ist, dann glaube ich, dass Williams seine guten Leistungen fortsetzen kann. Es wird interessant zu sehen, wie das neue Aerodynamik-Paket von Williams sich auf die Schnelligkeit des Autos auswirkt. Wenn Williams Ferrari bei der Geschwindigkeit überholen kann, dann wäre das eine großartige Leistung, wenn man bedenkt, dass Ferrari über weitaus größere Ressourcen verfügt.
Wie kam es zu dieser besonderen Drehung des Autos von Kimi Räikkönen?
Insgesamt ist die Drehung von Kimi noch nicht geklärt. Ferrari hat nichts dazu gesagt, was dort genau geschehen ist. Das sollten sie aber besser tun, damit die Spekulationen aufhören. In jedem Fall hat die Drehung den dritten Platz gekostet, der schon ganz in Reichweite war.
Ein Auto kann an einer solchen Stelle doch wohl nicht nur durch einen Fahrfehler außer Kontrolle des Fahrers geraten, oder?
Wenn ein Fahrer die Box verlässt und das Auto auf anderes Mapping eingestellt ist, muss der Rennstall darauf aufmerksam machen. Normalerweise weiß der Fahrer Bescheid. Wenn man dann in einer langsamen Kurve aufs Gas geht, kann das etwas unangenehm werden. Es kann zu einer überraschenden Leistungsspitze kommen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Motormapping?
In meiner Formel-1-Zeit konnte das Gaspedal-Mapping geändert werden, je nachdem in welcher Position das Pedal ist und wo das Drehmoment des Motors einsetzt oder endet. Mit dem Mapping konnten ganz gut die Schwächen beseitigt und mehr Ruhe in das Fahren gebracht werden, ohne Zeit zu verlieren. Ich möchte daran erinnern, dass es in den V10-Motoren bei 7.600 Umdrehungen eine Schwachstelle gab. Wir haben das Mapping dann so geändert, dass sich das Gaspedal an der Stelle etwas weiter öffnete. Dies erfolgte automatisch. Wenn die Leistung sinkt, dann hat der Computer plötzlich entschieden, den Motor ein wenig auszutricksen und mehr Gas zu geben. So war das damals.
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