Auch in der Saison 2015 berichte ich in Deutschland exklusiv für den Hermes Blog von den Formel-1-Grand Prix. Kürzlich war ich in Spanien und habe im folgenden Interview für Sie das Rennen analysiert:
Wie wichtig war der Sieg beim Großen Preis von Spanien für Nico Rosberg?
Der Sieg hat Nicos Selbstvertrauen wirklich gestärkt. Nico hat Lewis damit eine kleine Warnung erteilt – nach dem Motto „Achtung, jetzt komme ich!“. Für den WM-Wettkampf ist Nicos Sieg sehr positiv zu sehen.
Hat Rosberg dennoch vor allem deshalb gewonnen, weil es für Lewis Hamilton eindeutig nicht gut lief?
Das hatte natürlich einen Einfluss, aber Nico hat sich schon beim Zeitfahren eine bessere Startposition gesichert und konnte den Wettbewerb anschließend beherrschen.
Verstehen Sie Hamiltons Ärger darüber, dass der Rennstall am Ende des Rennens nicht wollte, dass er um den Sieg kämpft?
Lewis hätte Nico allein durch sein Fahren nicht mehr einholen können. Eine Überlastung des Motors wäre an der Stelle überhaupt nicht klug gewesen. Ich verstehe vollkommen, dass der Rennstall ihn aufgefordert hat, das Auto zu schonen. Diese Anweisung wurde nicht erteilt, weil Mercedes nicht wollte, dass Lewis gewinnt. Sie hatte vielmehr technische Gründe.
Waren Sie überrascht, dass der zeitliche Abstand Rosbergs zum besten Ferrari-Fahrer, Sebastian Vettel, am Ziel 45 Sekunden betrug?
Das war zweifelsohne eine Überraschung. Ich hatte gedacht, dass Ferrari mit seinem neuen Entwicklungspaket einen großen Sprung gemacht hat, aber dem war nicht so. Mercedes ist derzeit wirklich stark.
Was sagen Sie zur Leistung von Valtteri Bottas, der Kimi Räikkönen hinter sich gelassen hat?
Das gesamte Wochenende war für Valtteri große Klasse. Neben seinen phantastischen Fahrqualitäten hat er auch wirklich starke Nerven. Sein Fahrstil unterscheidet sich auf interessante Weise von dem der anderen Fahrer. Es ist nicht besonders angenehm, hinter ihm zu fahren. Er kann das Auto so aus der Kurve bringen, dass er einen Abstand für die nächste Gerade erreicht. Da Valtteri keine Fehler gemacht hat, gab es für Kimi überhaupt keine Chance, zu überholen.
Wie reagieren Sie auf die Gerüchte, nach denen es Ihren Schützling Bottas zu Ferrari zieht?
Was Valtteris Managerteam angeht, so hat Didier Coton bereits in Barcelona eine Antwort darauf gegeben. Mehr möchte ich dazu auch nicht sagen. Valtteris Aufgabe ist es, bei allem, was mit seiner Arbeit als Rennfahrer zu tun hat, erfolgreich zu sein. Den Managern obliegt es, die Dinge außerhalb der Bahn so zu regeln, dass Valtteri eines Tages die Chance hat, Weltmeister zu werden.
Wie sah es bei dem Rennen aus Ihrer Sicht für Räikkönen aus?
Es sah nicht leicht aus. Bei Vettel haben die neu entwickelten Teile nun doch funktioniert. Ich war vollkommen überrascht, dass die gleichen Teile nicht zu Kimis Fahrstil gepasst haben. Das kann passieren, wenn neue Teile vor dem Rennen nicht mehr getestet werden können. Ob es für Kimi die richtige Entscheidung war, zu der alten Aerodynamikvariante zurückzukehren, darüber möchte ich nicht spekulieren.
Ist es für Ferrari nicht ziemlich problematisch, dass Räikkönen die alten Aerodynamikteile vorzieht und Vettel die neuen?
Das ist eine sehr schwierige Situation. Bei Ferrari wird sicher vor dem Rennen in Monaco sehr genau analysiert, welche der neuen Teile einen wirklichen Nutzen bringen. Ich glaube, dass beide Fahrer ab jetzt mit dem neuen Paket fahren werden.
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