Mika Häkkinen zum großen Preis von Singapur 2015

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Kategorie: Formel 1, Gastbeiträge & Interviews, Hermes Aktuell


Auch in der Saison 2015 berichte ich von den Formel-1-Grand Prix exklusiv für den Hermes Blog. Kürzlich war ich in Singapur  und habe im folgenden Interview für Sie das Rennen analysiert:

Mika Häkkinen zur Formel 1 Saison 2014 im Hermes BlogWie analysieren Sie die Situation von Mercedes und ihrem überraschend langsamen Tempo in Singapur?
Ich erinnere mich an einen Großen Preis von Argentinien, wo ich Probleme dieser Art hatte. Obwohl wir über das beste Auto verfügten, kamen wir damit nicht an die Spitze. In jeder Kurve rutschte das Auto etwas weg. Mercedes war in Singapur in einer ähnlichen Lage. Sie wussten nicht so richtig, was sie machen sollten. Ich habe die Diskussionen beim Rennstall verfolgt, einen klaren Grund haben sie immer noch nicht gefunden.

Glauben Sie, dass Mercedes in Suzuka am nächsten Wochenende wieder an die Spitze gelangen kann?
Die doch sehr spezielle und kurvige Strecke von Singapur passte nicht gut zu Mercedes. Ich glaube, dass Mercedes in Suzuka wieder an die Spitze kommt, aber die Jungs von Ferrari und Red Bull konnten aus dem Erfolg in Singapur sicher einen großen Zuwachs an Begeisterung und Motivation gewinnen.

Welchen Eindruck hatten Sie von der Fahrleistung von Sebastian Vettel, der das Zeitfahren und das Rennen in Singapur dominierte?
Sebastian hat einen wirklich ordentlichen Fahrstil. Sehr überlegt, ausgeglichen und kontrolliert, mit grenzenlosem Selbstvertrauen. Sebastian kann das Auto an seinen äußersten Grenzen fahren, ohne unnötige Bewegungen. Während ich ihn beobachtete, musste ich daran denken, was Keke (Rosberg) mir seinerzeit in Barcelona gesagt hatte, wo ich zum dritten Mal in Folge die Formel-1-Meisterschaft gewonnen hatte. Keke wunderte sich, wie mein Fahrstil so ruhig und ausdruckslos sein konnte. Verfügt der Fahrer über ein sehr starkes Selbstvertrauen, dann braucht es im Cockpit keine überflüssigen Bewegungen zu geben.

Was denken Sie über die Leistungen der finnischen Fahrer in Singapur?
Valtteris Leistung war großartig. Er hat Williams eben auf den Platz gebracht, der mit diesem Auto auf der Rennstrecke von Singapur erreicht werden kann. In Finnland hat man sich zwischenzeitlich gewundert, warum Felipe Massa im Zeitfahren manchmal vor Valtteri ist, aber dieser hat mal wieder gezeigt, wer bei Williams der schnellere Fahrer ist. 

Hat sich Max Verstappen richtig verhalten, als er die Stallorder von Toro Rosso nicht befolgte?
Ein Fahrer muss die ganze Zeit über wach sein und verfolgen, was um ihn herum passiert. Bei Verstappen war das so. Er braucht nicht einfach mal irgendjemanden vorbeilassen, wenn es sowieso nicht um den Weltmeistertitel geht, sondern nur um ein paar WM-Punkte. Verstappen wird nächste Woche 18 Jahre alt, aber der Typ ist doch schon ein richtiger Profi. Die jungen Leute entwickeln sich heutzutage unglaublich schnell, und damit meine ich nicht nur Fahrer.

Was meinen Sie dazu, dass Red Bull damit droht, die Formel-1-Serie zu verlassen, wenn sie für die nächste Saison keine entsprechend guten Motoren haben?
Ich verstehe Red Bull vollkommen. Man darf nicht vergessen, dass sie früher vier Meisterschaften in Folge gewonnen haben, also, sie wollen sich nicht einen zweiten Platz zum Ziel setzen. Red Bull will nicht einfach nur dabei sein. Sie wollen mindestens in der Lage sein, in dem Kampf um die Meisterschaft realistische Chancen zu haben.

Glauben Sie, dass der Volkswagen-Konzern irgendwann in die Formel-1-Serie eintritt, und das vielleicht durch Übernahme des Red-Bull-Rennstalls, wie am letzten Wochenende gerüchteweise behauptet wurde?
Ihre Situation zu kommentieren, ist nicht leicht, aber Volkswagen hat sicher genug Ressourcen und Know-how. Sie haben gar keine Eile. Vielleicht werden sie in der Formel-1-Serie dabei sein, wenn ihrer Ansicht nach die richtige Zeit gekommen ist. Das wird möglicherweise dann sein, wenn sie erkennen, dass sie Chancen auf einen Sieg haben.

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