Die Hermes-Niederlassung Stuttgart: Umbau zu einer der sendungsstärksten Niederlassungen Deutschlands

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Kategorie: Technologie & Innovation, Transport & Logistik


Am 3. Dezember 2014 hatte die Niederlassung Stuttgart einen bundesweiten Rekord zu verbuchen. Rund 50.000 Sendungen – davon zirka 10.000 Retouren – liefen in dieser Nacht über die Sortieranlage. Bei einer durchschnittlichen Umschlagsmenge von derzeit 35.000 Sendungen, war das eine Ausnahmesituation. Doch für die Niederlassung Stuttgart bedeutet das heutzutage kein logistisches Problem mehr. Die Niederlassung ist technisch in der Lage, bis zu 60.000 Sendungen umzuschlagen. Vor drei Jahren allerdings, wäre dieser Rekord undenkbar gewesen.

Eine ungewöhnliche Entscheidung

Im Jahr 2011 herrschte in Stuttgart Platzmangel. Damals lag die technische Maximalleistung bei 24.500 Sendungen am Tag. Doch das erfreuliche zweistellige Mengenwachstum der letzten Jahre, zeigte allen Beteiligten schon im vorausgegangenen Weihnachtsgeschäft die (platz-) technischen Kapazitätsgrenzen auf. Es war daher absehbar, dass unter diesen Voraussetzungen weitere Mengen nicht zu bewältigen waren.

Normalerweise ziehen die Niederlassungen in eine neue Halle, wenn es in der alten zu eng wird. In der wirtschaftlichen Boom-Region Stuttgart ist das allerdings nicht so einfach. Durch den stetig wachsenden Markt werden auch die Gewerbegrundstücke immer kanpper und die Preise steigen entsprechend. Insbesondere für Logistikunternehmen ist es sehr schwierig, im Raum Stuttgart ein passendes Objekt zu finden. Da neben der Niederlassung ein angrenzendes Grundstück brach lag, hat man im Jahr 2011 die Entscheidung getroffen, die Halle zu vergrößern. Das bedeutete für die Mitarbeiter ein großangelegtes Umbau-Projekt, das sich über ein Jahr hinziehen sollte – und das bei laufendem Betrieb.

Betriebsleiter Bernd Luber arbeitet seit 1988 bei der NL StuttgartHermes Logistik Gruppe. Seit fünfzehn Jahren ist er an der Stuttgarter Niederlassung tätig und hat den Umbau täglich miterlebt. Innerhalb eines Jahres wurde die Halle von 3.000 auf 4.182 Quadratmeter vergrößert, die Bustore wurden in Rampentore umgebaut und deren Anzahl von fünfzehn auf zwanzig erhöht. Eine Niederlassungserweiterung solchen Ausmaßes, hat es in der Hermes-Geschichte noch nie gegeben.

Ausnahmezustand während des Umbaus

Obwohl ein kleiner Teil der Sendungsmenge während des Umbaus an die bereits modernisierte Niederlassung Tuttlingen abgegeben werden konnte, war die Bauphase eine echte Herausforderung. Der tägliche Arbeitsablauf konnte nicht unterbrochen werden, die Sendungen mussten ja zum Kunden.

Während des ganz normalen Betriebes wurden Wände eingerissen und neu hoch gezogen, der Außenbereich für die Tore ausgegraben und neu fundamentiert, eine völlig neue Sortieranlage installiert, die Büros sowie der Gebietsleitertrakt umgebaut und erweitert.

Die komplexe Ausführung wurde im Detail durch einen Projektsteuerungskreis bestehend aus dem Niederlassungsleiter Achim Gerken, Betriebsleiter Bernd Luber, dem externen Projektleiter Tom Gunold und dem Bauherrn der Firma Casaplan geplant und koordiniert. Damit die Einsätze der unzähligen Handwerkerfirmen effektiv und immer „just in time“ erfolgen konnten, wurden vorab die Bauabschnitte genau definiert und zeitlich abgestimmt. Bernd Luber war die meiste Zeit vor Ort: “Es wurde gehämmert, gemeißelt, gebohrt, es gab Staub und Dreck und das innerhalb der normalen Geschäftszeiten, während in den Büros die Arbeit weiter ging.” Doch nicht nur Lärm und Dreck waren problematisch. Durch die Bauarbeiten wurden unter anderem auch Kabel beschädigt. “Wir hatten regemäßige Stromausfälle. Ich habe teilweise die ganze Stromversorgung der EDV mit einer Kabeltrommel überbrücken müssen.”

Zwar liefen die Bauarbeiten tagsüber, doch auch die Spät- und Nachtschicht war enorm eingeschränkt. “Teile der Halle waren nicht begehbar, weil hinter Hilfswänden gebaut wurde. Und in dem zugänglichen Teil war alles mit Baumaterial zugestellt, sodass wir enorme Platzprobleme hatten.” schildert Luber. Eine besondere Schwierigkeit bestand in der Installation der neuen Sortieranlage. Damit diese installiert werden konnte, musste die alte Anlage abgebaut werden. “Unsere Schichtarbeiter haben drei Monate mit einer alten Interimsanlage aus der Niederlassung Lüneburg gearbeitet, die provisorisch inmitten der Baustelle stand.” Herrn Luber ist die Verwunderung über die Leistung seines Teams unter solchen Arbeitsbedingungen immer noch anzusehen. Denn trotz dieser Ausnahmesituation, gab es keinen Qualitätsverlust. Die Pakete waren tags darauf verlässlich beim Kunden.

Rückschlag durch Sturmschaden

Insgesamt liefen die Umbauten trotz der chaotischen Arbeitsumstände relativ reibungslos. Einen kleinen Rückschlag gab es allerdings in der Nacht zum 1. Juli 2012. Ein heftiger Sommersturm hatte eine Hilfswand zwischen den neuen Hallenteilen eingedrückt, sodass die Halle offenstand. Bernd Luber erinnert sich noch genau: “Als der Alarm anging, bin ich mitten in der Nacht los gefahren. Wir hatten großes Glück, dass es ein Sonntag war und in dieser Nacht nicht gearbeitet wurde, denn als ich ankam, war die Wand einfach nach innen umgefegt worden, nur ein paar Strom- und Netzwerkkabel haben sie daran gehindert, dass sie komplett umfiel und dadurch einen noch größeren Schaden angerichtet hätte. Die Halle stand offen. Der Sturm hatte in der Umgebung so viele Schäden hinterlassen, dass die Feuerwehr total überlastet war und nichts tun konnte. Ich habe also eine Wachfirma engagiert und die Halle bis zum Betriebsbeginn am Montagmorgen sichern lassen. Dann wurde die Wand wieder hoch gezogen.”

Logistische Meisterleistung

Der grobe Umbau war nach einem Jahr, im November 2012, abgeschlossen. Es gab zwar noch Kleinigkeiten zu tun, aber der normale Arbeitsablauf war wieder möglich. Im darauf folgenden Sommer wurde ein großes Einweihungsfest mit einem „Tag der offenen Tür“ für alle Mitarbeiter, Lieferanten, Handwerker, Vertragspartner und Kunden gefeiert. Über fünfhundert Besucher staunten nicht schlecht, was innerhalb weniger Monate dank professioneller Zusammenarbeit zwischen Niederlassungsführung, zentraler Immobilienbetreuung und dem Bauherrn geschaffen wurde. Mittlerweile ist die Größe und Modernität der Niederlassung für alle zur Normalität geworden.

Rückblickend betrachtet, muss man den beteiligten Mitarbeitern vollste Hochachtung aussprechen. Ein Umbauprojekt dieser Größe bei laufendem Betrieb so gut bewältigt zu haben, ist eine logistische Meisterleistung. Inzwischen ist die Hermes Niederlassung Stuttgart eine der drei sendungsstärksten Niederlassungen Deutschlands.

 


1 Kommentar

  1. Peter am 13. März 2015 um 22:16 Uhr |

    Echt krass was eine Sortieranlage so mit machen muss. Auf jeden Fall ganz schön grosse Zahlen. Ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass zu Weihnachten sehr viel los sein muss. Sehr schöne Bilder über den Umbau.