In dieser Saison berichte ich in Deutschland exklusiv für den Hermes Blog von den Formel-1-Grand Prix. Am letzten Wochenende war ich in Interlagos und habe im folgenden Interview für Sie das Rennen analysiert:
Finden Sie es gut, dass für das letzte Rennen der Formel 1- Saison doppelte Punkte vergeben werden?
Vielen Leuten gefällt das nicht, aber gut daran ist wohl, dass bis zum Ende um die Meisterschaft gerungen wird. In meiner Formel 1-Zeit haben sich meine beiden WM-Titel erst im letzten Rennen entschieden. Denkt man an die Fans und die gesamte Saison, so ist dies immer der Idealfall. Als Michael Schumacher seine WM-Titel gewann, waren die mehrfach schon vor dem Ende der Saison entschieden. Das gleiche passierte auch in der Zeit, die von Sebastian Vettel dominiert wurde. Deshalb musste etwas unternommen werden.
Wer gewinnt die Meisterschaft: Lewis Hamilton oder Nico Rosberg?
Das kann jetzt noch niemand wissen, aber Lewis ist weiterhin im Vorteil. Das wird noch spannend.
Was sagen Sie zu Hamiltons Fahrfehler in Kurve 4 in Interlagos?
Das ist eine echt schwierige Kurve. Wenn man in die Kurve hinein fährt, fällt die Strecke plötzlich ziemlich steil ab. Dann wird das Heck des Wagens sehr leicht. In der Kurve muss man etwas früher als gewöhnlich bremsen. Wenn man zu spät bremst, hat das Heck zu wenig Stabilität, was dazu führen kann, dass es seitlich wegrutscht, wie es Lewis passiert ist.
Ist es für Rosberg leichter in das Abschlussrennen von Abu Dhabi zu gehen, weil er der Herausforderer ist?
So sehe ich das nicht. Entscheidend ist jetzt, wer von den WM-Favoriten mental ausgeglichener bleibt und die potentiellen Schwächen des Gegners nutzen kann.
War es für Sie überraschend, dass Rosberg in dieser Saison im Zeitfahren gegenüber Hamilton etwas im Vorteil war?
Nico hat beim Zeitfahren eine ordentliche Geschwindigkeit erreicht. Er hat es geschafft, dass die Reifen gleichmäßiger laufen. Es ist wichtig, dass die Reifen zu Beginn einer Runde weder hinten noch vorn zu viel Grip haben. Nico hat eine gute Balance gefunden und hat im Zeitfahren großartig abgeschnitten.
Gibt es auf der Strecke von Abu Dhabi etwas, was Hamilton oder Rosberg besser liegt?
Schwer zu sagen, aber auf dem Kurs von Abu Dhabi muss man ziemlich rücksichtslos über die Randsteine fahren. Dort muss man draufgängerisch herangehen. Für die Autos ist das sicher kein einfaches Rennen. Man darf auch nicht vergessen, dass die Antriebe schon ziemlich verbraucht sind. Die Technik könnte im Kampf um die Meisterschaft noch eine sehr große Rolle spielen.
Haben sich bei Ihnen irgendwann mitten im Rennen mal die Sicherheitsgurte gelöst, wie es Valtteri Bottas am Sonntag passiert ist?
Wenn es zu einem Defekt an den Sicherheitsgurten kommt, darf man überhaupt keine Kompromisse eingehen. Das Problem muss sofort an der Box behoben werden, auch wenn das viel Zeit kostet. Ich hatte selbst einige Male kleinere Probleme mit den Sicherheitsgurten. Wenn der Körper nicht ordentlich durch die Gurte gesichert ist, verliert man beim Bremsen in jedem Fall Zeit.
Und sind Sie schon einmal an die falsche Box gefahren, wie Felipe Massa in Brasilien?
Ich kann mich nicht erinnern, dass mir das passiert wäre, aber es hätte passieren können. Das Risiko besteht insbesondere dann, wenn man lange Zeit für einen Rennstall gefahren ist und dann zu einem anderen wechselt.
Was sagen Sie zur Leistung von Kimi Räikkönen?
Kimis Leistung war ja besser als bei dem Rennen zuvor. Da sieht er nun schon mal Licht am Ende des Tunnels.
Erkennen Sie irgendeinen Grund, warum so viele die Boxenstopps verhauen haben?
Das war für viele wieder eine harte Saison. Da sieht man langsam die Erschöpfung in ihrem Job. Dann macht man mehr Fehler.
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