Eigentlich ist Tobias Lorenz bei Hermes als Online Produkt Manager angestellt. Eigentlich. Denn seit Ende Mai ist er nach Feierabend auch noch in einer ganz anderen Mission bei Hermes unterwegs: Seit rund 10 Wochen schlüpft er jeden Mittwoch Abend in seine Sportsachen, steigt die Treppen ins Untergeschoss hinab und leitet hier in einem umfunktionierten Konferenzraum einen Yoga-Kurs für Hermes Mitarbeiter in der Hamburger Zentrale. Als Kursteilnehmerin habe ich die Gelegenheit genutzt, ihm ein paar Fragen zu seiner neuen Aufgabe zu stellen:
1. Von Beruf bist du Online-Produkt Manager und in deiner Freizeit begeisterter Yogi. Wie passt das zusammen?
Auf den ersten Blick mag das skurril erscheinen, aber ich empfinde es als einen sehr spannenden Kontrast. In meiner täglichen Arbeit ist hauptsächlich der Kopf gefordert, da sollte in der Freizeit der Körper nicht zu kurz kommen. Und gerade wenn man tagsüber viel sitzt, ist es unglaublich wichtig, danach den Körper noch etwas zu bewegen. Neueste Studien zeigen sogar, dass zu viel Sitzen die Lebenserwartung deutlich reduzieren kann.
Gleichzeitig haben Yoga und Produkt-Management auch einiges gemeinsam: Man muss immer wieder kreativ auf neue Herausforderungen reagieren und sehen, wie man eine kontinuierliche Weiterentwicklung befördert. Mal ist es eben ein Produkt und ein andermal der eigene Körper.
2. Seit wann interessierst du dich für Yoga?
Ich mache seit ca. 5 Jahren regelmäßig Yoga und bin – ganz klischeegemäß – über meine damalige Freundin dazu gekommen. Ich wollte etwas für meinen Rücken tun und gleichzeitig einen Ausgleich zum Joggen finden. Da schien Yoga als Mischung aus Kräftigungs- und Dehnungsübungen genau richtig. Angefangen hatte ich damals mit Bikram Yoga, was sehr sportlich orientiert ist und den Kreislauf fordert, da es bei 40 Grad, also quasi bei Saunatemperaturen, praktiziert wird. Gleichzeitig ist es relativ einfach, da die Übungen nicht sehr kompliziert sind und vor allem jedes Mal die gleiche Übungsabfolge absolviert wird. Mit der Zeit habe ich dann verschiedene andere Stile ausprobiert und bin beim Power Yoga gelandet, was ebenfalls sehr sportlich ausgerichtet, aber abwechslungsreicher ist und auch einmal eine Entspannungsmeditation oder Atemübung enthält.
3. Yoga hat dich scheinbar sehr beeindruckt. Im letzten Jahr hast du eine Ausbildung zum Yogalehrer absolviert. Was hat dich daran gereizt?
Für mich war die Yogalehrerausbildung in erster Linie etwas, das ich für mich gemacht habe. Ich hatte Lust noch mal etwas tiefer in die Yoga-Philosophie einzusteigen und auch die Anatomie des Körpers noch besser zu verstehen. Die Ausbildung war eine bunte Mischung aus Philosophie, Anatomie, eigener Yoga-Praxis, Assistieren und der Theorie der verschiedenen Yoga-Übungen. Außerdem wurde Wissen über Erste Hilfe Maßnahmen und den gesundheitlichen Wirkungen von Yoga vermittelt sowie bei welchen Risikofaktoren man besonders aufpassen muss. Die Ausbildung umfasste zwei Präsenzwochen und diverse Wochenenden. Dazu kam natürlich viel Üben und das Gelernte diskutieren und verinnerlichen. Ich empfand das Ganze als tolle Erfahrung und bin begeistert, ob der tollen Menschen, die ich in der Ausbildung kennenlernen durfte.
4. Und jetzt unterrichtest du uns Logistiker in Yoga. Wie waren die Reaktionen auf deine Idee, in der Hermes Zentrale einen Yoga-Kurs anzubieten?
Das Schwierigste war es einen Raum zu finden, aber nachdem sich die Geschäftsführung für das Projekt begeistert hatte, war dies auch schnell geklärt. Vom Interesse der Teilnehmer war ich jedoch von Anfang an begeistert: Wir haben eine einzige E-Mail rumgeschickt und es gab gleich 50 Interessenten, die teilnehmen wollten, so dass ich gleich zu Beginn eine Warteliste aufsetzen musste.
In der Zwischenzeit sind wir regelmäßig ungefähr 20 Yogis, die sich nach Feierabend noch ein bisschen verknoten. Die Mischung ist dabei bunt und reicht von Anfängern, die allererste Yogaerfahrung sammeln bis hin zu Fortgeschrittenen, die bereits seit ein paar Jahren praktizieren. Und jede Woche kommen ein, zwei neue Gesichter dazu.
Das Feedback nach den ersten drei Monaten ist toll: Die Leute freuen sich, etwas für ihren Rücken zu tun und gleichzeitig vor dem Nach-Hause-Fahren noch mal tiefenentspannen zu können. Und es ist natürlich eine schöne Möglichkeit, ein bisschen zu Sporteln ohne lange Wege zu haben. Wie ich gehört habe, wird demnächst sogar noch ein zweiter Kurs angeboten von einer Kollegin, die Kundalini Yoga unterrichtet.
5. Hast du ein paar Tipps parat für alle, die nicht regelmäßig zum Kurs kommen können, aber trotzdem ein paar Übungen machen möchten? Gibt es Yoga für’s Büro?
Grundsätzlich ist es ganz wichtig, sich einfach zwischendurch immer mal wieder zu bewegen. Langes Sitzen ist für den Rücken wie Zucker für die Zähne: gar nicht gut. Deswegen ist der erste Schritt schon damit getan, jede Stunde wenigstens einmal aufzustehen und ein paar Schritte zu machen, den Fahrstuhl zu meiden (und stattdessen die Treppe zu nehmen) sowie die Sitzposition möglichst häufig zu wechseln.
Daneben kann man mit ein paar kurzen Stretch-Übungen vor oder nach der Mittagspause ebenfalls sehr viel für seine Gesundheit machen. ich würde dafür diese Übungen empfehlen, die finde ich sehr einfach und gut: Yoga in Office. De-stress yourself.
Nicht zuletzt ist natürlich jeder, der sich für unseren Yogakurs am Mittwochabend interessiert, herzlich eingeladen, sich mit mir in Verbindung zu setzen und mal zu testen, ob das was für ihn oder sie ist.
Danke für das Interview, Tobias! Wir sehen uns am Mittwoch zum Kurs.