Mein Name ist Catharina und ich bin als Duale Studentin mit dem Schwerpunkt Logistics Management seit zwei Jahren bei Hermes. Nachdem ich bereits nach meinem Abitur tolle Erfahrungen im Ausland sammeln durfte, war mir bereits mit dem Start meines dualen Studiums im Sommer 2016 sofort klar, dass ich ebenfalls die Chance eines Auslandssemesters gerne nutzen wollen würde. Im August letzten Jahres kam dann die lang ersehnte E-Mail der HSBA, die den Startschuss der Bewerbungsphase ankündigte. Dass ich eine Bewerbung abschicken würde, stand für mich schon lange fest. Aber wohin sollte es gehen? An einen Ort, an dem ich noch nie zuvor war! Wo ich einen thematischen Bezug zu meinem Logistikstudium habe und gleichzeitig eine fremde Kultur kennenlernen kann und neue Eindrücke sammeln werde. Diese drei Erwartungen haben schnell zu einer klaren Destination geführt: Hongkong (im Folgenden HK)!
Studentendasein in HK
Mein Semester am Hang Seng Management College im Stadtteil Sha Tin begann schließlich im Januar dieses Jahres und ging vor ein paar Wochen Mitte Mai zu Ende. Mit circa 6000 Studenten ist es eine verhältnismäßig kleine Uni. Der Campus umfasst neben mehreren Unigebäuden auch ein Restaurant, zwei Kantinen und Cafés, ein Schwimmbad sowie Fitnesscenter und Sportplätze. Auch das Studentenwohnheim, in denen wir Austauschstudenten untergebracht waren, war nur wenige Meter von unseren Vorlesungsräumen entfernt. Das Zimmer habe ich mir mit einer Dualen Studentin von OTTO (Kaja) geteilt. Insgesamt waren wir um die 30 Austauschstudenten aus Kanada, den Niederlanden, Frankreich, Finnland, Taiwan, Südkorea, Österreich und China. Bereits vor meinem Aufenthalt habe ich mit Absprache der International Offices der HSBA meine Kurse gewählt, da diese vorher auf Anrechenbarkeit geprüft werden mussten. Meine sechs Kurse fanden dann von Montag bis Mittwoch statt, wobei jeder Kurs einmal die Woche in einem drei stündigen Block gelehrt wurde. Die Kursgröße war mit maximal 30 Studenten ähnlich wie an der HSBA auf eine recht übersichtliche Gruppe begrenzt. Die Kurse waren sehr vielfältig. Neben drei Kursen, die einen analytischen statistischen und finanziellen Hintergrund hatten, habe ich auch einen International Management Kurs belegt. Der war insofern interessant, da wir in Themen wie „Cultural Diversity“ oder „Culture Shock“ mitten drin steckten. Mit dem Voranschreiten des Studiums kommen auch immer weitere Logistikkurse hinzu. In diesem Fall waren es Operations and Supply Chain Management sowie Shipping & Transport Logistics. Der Eine war sehr allgemein gehalten. Wir haben über Layouts, Qualität, MRP oder Zeitplanung diskutiert. Der Andere ging sehr ins Detail, was Sea & Air Transportation, Lagerabwicklung und Rahmenbedingungen betrifft. So waren Sicherheitsbestimmungen, diverse Berechnungen von Preisgestaltungen von Airlines oder Incoterms Schwerpunkt.
Einen wesentlichen Unterschied gab es jedoch in Bezug auf die Bewertung der Studienleistung. Im Gegensatz zu meiner deutschen Uni in Hamburg setzt sich die Endnote in HK aus mehreren Teilen zusammen. So kann man sich bereits während des Semesters mit Projekten, Gruppenarbeiten, Hausaufgaben, Tests und sogar mündlicher Beteiligung bis zu 65% der Note erarbeiten. Die Klausuren am Ende des Semesters zählen entsprechend nur noch einen Bruchteil (35-60%), was in der Lernphase zumindest minimal für Entspannung sorgt.
Was uns alle sehr überrascht hat, war die Arbeitsmoral der „Locals“. Anstatt den Professoren ihre Aufmerksamkeit zu schenken, wurde geschlafen oder das aktuelle NBA Basketball Spiel mit Kopfhörer auf den Laptopbildschirmen verfolgt. Und das obwohl die Kurse teilweise spannend und vielfältig organisiert waren! Die zwei Logistikkurse, die ich belegt hatte, waren beide sehr praxisorientiert, sodass wir die Chance hatten, uns das Air Cargo Terminal von Cathay Pacific (CPSL) in HK anzuschauen und einem Gastredner von FedEx bei den aktuellen E-Commerce Herausforderungen zuzuhören.
Leben und Kultur vor Ort
Als ehemalige britische Kolonie ist HK sehr westlich geprägt, vor allem die Island Seite Hongkongs. Hochhäuser gibt es, soweit das Auge reicht. Aber auch in Bezug auf Natur hat HK reichlich zu bieten! Mehr als 70% des Umlandes sind Berge, Naturparks, kleine Inseln oder Strände, die dazu einladen die Seele baumeln zu lassen. Gerade in den ersten Wochen unseres Aufenthalts haben wir versucht, viel in HK zu entdecken. So waren wir beispielsweise auf dem Victoria Peak, um uns den Sonnenuntergang und die Stadt von oben anzuschauen.
Bereits einige Wochen nach unserer Ankunft stand das größte Fest des Jahres an: Chinese New Year. Drei Tage lang gab es diverse Veranstaltungen wie „Dragon Dances“, den Lunar New Year Fair und Paraden.
Die Stadt war schön geschmückt und an jeder Ecke sah man die klassischen roten Laternen und Sprüche, die einem ein gutes, neues Jahr wünschen. Traditionell werden an Feiertagen oder zu besonderen Anlässen sogenannte „Red Packages“ von den Verheirateten an die Unverheirateten gegeben. Der rote Umschlag steht für Glück und enthält meistens Geld.
Anlässlich der Feiertage hat uns sogar eine Professorin, zu sich nach Hause zu einem „Hot Pot Dinner“ eingeladen, um uns einen traditionellen Kultureinblick zu gewähren. Jeder konnte sich aussuchen, was er mag und dann wurden die Zutaten in der heißen Brühe gekocht.
Während unseres Aufenthaltes hatte auch das International Office immer mal wieder Aktivitäten für uns Austauschstudenten geplant. Wir hatten gleich zu Beginn Orientierungstage, damit wir uns besser zurecht finden; es gab einen International Day an dem alle typische Gerichte aus ihrer Heimat präsentieren sollten (wir haben uns für Kartoffelsalat entschieden); zu Chinese New Year haben wir Laternen aus Red Packages gebastelt und Rice Balls selber gemacht. Sogar zu einem BBQ wurden wir eingeladen. Alles in allem war unser Aufenthalt von vorne bis hinten super geplant und wir haben uns zu jeder Zeit gut betreut gefühlt.
Etwas bei dem uns jedoch auch die Uni nicht helfen konnte, war die Essenskultur und der allgemeine Umgang mit den „Locals“. Wenn man mit der asiatischen Esskultur nicht vertraut ist, dann kann es schon passieren, dass man mit dem Essen etwas auf Kriegsfuß steht. Gerade zu Beginn hat mich der Anblick von einem ganzen Huhn auf dem Tisch (inklusive Kopf, Innereien und Knochen) doch etwas aus der Fassung gebracht. Auch Haifischflossensuppe oder „Chicken Feet“ standen nicht oben auf meiner Liste der Dinge, die ich unbedingt probieren wollte. Auf ein gutes Dim Sum und Dumplings konnte ich mich aber schnell gut einstellen und vor allem die „Lai Wong Bao“ haben es mir angetan.
Neben meinen Univorlesungen konnte ich tatsächlich auch noch auf andere Weise etwas spezifisch für mein Duales Studium aus HK mitnehmen: Über ein paar Connections wurden Kaja und ich im April von Hermes Otto International (HOI) zu einer kleinen Führung in ihrem Hauptsitz in HK eingeladen, sodass wir auch ein Hongkonger Büroalltag kennenlernen durften. Oben im 19. Stock hatte man uns schon mit Freude erwartet. Der Empfangsbereich war mit eigens produzierten Outfits dekoriert und nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde schnell klar, dass auch in HK der Kulturwandel angekommen ist, was ich persönlich sehr beeindruckend fand!
Schlussendlich möchte ich mich nochmals bei Hermes und der Ausbildungsleitung bedanken, dass sie mich in meinem Vorhaben so unterstützt haben und den Auslandsaufenthalt möglich gemacht haben! Die Zeit in Hongkong wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich kann sagen, dass ich sowohl persönlich, als auch beruflich Einiges dazu lernen konnte.
致意,
Catharina Buck