Tina Breske

„Wir wollen versuchen, die bisher gegebenen Normen in der Branche zu hinterfragen“: Interview mit Christian Pietsch von Gusti Leder

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Kategorie: Gastbeiträge & Interviews, Verantwortung & Engagement


Gusti Leder ist ein kleines, noch junges Unternehmen, das Ledertaschen verkauft und dabei auf nachhaltige Produktion setzt. Seit Dezember versendet Gusti Leder mit Hermes. Wir haben uns  mit Geschäftsführer Christian Pietsch getroffen und über sein Unternehmen und die noch junge Kooperation gesprochen. Und über Ziegen.

Christian Pietsch von Gusti Leder

„Gusti Leder“ ist ja ein eher ungewöhnlicher Name. Wie kam es dazu?

Ja das stimmt wohl, aber wenn man die Geschichte dahinter kennt, dann ergibt das Sinn :) Als ich ungefähr 10 Jahre alt war, zog in das Haus neben uns ein neuer Nachbar ein. Er brachte eine Ziege mit, die genau vor meinem Fenster wohnte und jeden Tag vor sich hin meckerte. Wie Sie sich denken können, hatten wir keinen einfachen Start und es hat eine Weile gedauert, bis ich sie mochte. Doch als der Herr Nachbar mit seiner Frau regelmäßiger in den Urlaub fuhr, durfte ich auf die Ziege aufpassen und sie füttern. Nach und nach ist sie mir dann ans Herz gewachsen. Und haben sie schon erraten, wie die Ziege hieß? Genau: Gusti! Vor einigen Jahren beschlossen meine Eltern sich ebenfalls ein paar Ziegen zu halten. Selbstverständlich kam für den Leitbock dann nur noch ein Name in Frage: Gusti.

Irgendwie habe ich den Namen also schon immer mit Ziegen verbunden und als es dann irgendwann dazu kam, einen passenden Namen für meine Unternehmensidee zu finden und ich wusste, dass mein Sortiment zu einem großen Teil aus Ziegenleder bestehen sollte, da wusste ich, welcher Name perfekt passt: Gusti Leder!

In den Leitsätzen Ihres Unternehmens steht als erster Satz „Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“ Was können wir uns darunter vorstellen?

Ehrlich gesagt, wollen wir den Text ändern, weil wir finden, dass er nicht mehr zum Unternehmen passt. Was wir damit meinten, ist allerdings aktueller denn je!

Wir wollen versuchen, die bisher gegebenen Normen in der Branche zu hinterfragen und zu schauen, was für uns am besten passt und was wir vertreten können. Wir haben immer gesagt, dass wir nicht der größte Lederwarenhändler werden wollen, sondern der beste! Dazu gehört eben auch, dass wir unsere Produktreihen nachhaltig produzieren. Eine unserer Produktreihen wird natürlich gegerbt und gefärbt. Damit wollen wir zeigen, dass es alternative Produktionswege gibt, die meistens eben nur nicht genutzt werden.

Das war ohne Frage ein langer Weg und wir mussten viel ausprobieren – und tun dies heute noch. Mittlerweile sind wir stolz auf das, was wir mit unserem kleinen StartUp geschafft haben. Wir unterstützten Familienbetriebe in Indien, produzieren nachhaltig, haben eine großartige Community und setzten uns gegen Kinderarbeit ein. Für alles, was wir unterstützen wollen, aber wofür wir keine finanziellen Mittel haben, suchen wir Hilfe bei unserer Community. Wenn man bei uns ein Produkt im Online-Shop bestellt, können die KundInnen freiwillig entscheiden, ob sie eines unserer Zusatzprodukte mitfinanzieren wollen. Dadurch haben wir bereits neue Arbeitskleidung für unserer Gerber besorgen und Schulmaterialien in indischen Schulen verteilen können.

Insgesamt versuchen wir einfach, nicht nur ein Online-Handel, sondern auch ein Ansprechpartner zu sein – für unsere Community und für unsere Produzenten.

Vor kurzem haben Sie Ihren kompletten Versand in unsere Hände gegeben. Welche Kriterien waren für Sie ausschlaggebend zu Hermes zu wechseln?

Wir hatten mit unseren vorherigen Versandpartnern einige Schwierigkeiten. Die Zusammenarbeit mit Hermes ist angenehm, immer freundlich und immer unkompliziert. Natürlich spielt auch der Preis für ein Small-Business wie unseres eine große Rolle. Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Hermes hat uns einfach am meisten zugesagt und wir sind bisher mehr als zufrieden mit der Abwicklung.

Hinzu kommt, dass Hermes einen Weg geht, den wir auch unterstützen wollen: Service mit Verantwortung. Es geht nicht mehr nur darum, ein Big Player zu sein, sondern sich den wachsenden Kundenanforderungen anzupassen und eben auch Umwelt zu bedenken. Ich glaube wir haben mit Hermes einen passenden Partner dafür gefunden.

Eine letzte Bitte: Bereits im Studium haben Sie begonnen, Ihr Unternehmen aufzubauen. Können Sie anderen jungen Unternehmen einen Tipp geben, was sie in der Gründungsphase beachten sollten? Welchen Rat hätten sie damals selbst gern bekommen?

Ich kann erst einmal raten am Ball zu bleiben! Um ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen zu können, braucht man Zeit und Geduld. Ich bin jetzt seit knapp 10 Jahren mit Gusti Leder aktiv, früher noch unter einem anderen Namen. Seid mutig und probiert viel aus. Wir wussten zu Anfang auch nicht direkt, wo es uns hinführen wird. Aber da wo wir zur Zeit sind, gefällt es uns gut. Dafür ist es natürlich wichtig, dass man etwas findet, hinter dem man ohne Zweifel stehen kann.

Zu Beginn war es mir zum Beispiel sehr unangenehm, dass unsere Produkte aus Ziegenleder einen starken Geruch haben oder kleinere Fäden abstehen. Doch mittlerweile haben wir verstanden, dass es doch genau das ist, was uns ausmacht! Unsere Taschen werden teilweise in Familienbetrieben genäht. Es gibt keine Maschine, die das erledigt, deswegen ist jede Tasche individuell. Und der Geruch ist markant für unsere natürliche Gerbung und Färbung.

Findet etwas, dass Ihr liebt und versucht es dann mit besten Gewissen umzusetzen: so entstand unsere kleine Gusti Familie.


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