Gastbeitrag

Logistik im Wandel der Zeit…

Verfasst von: Carolin Wettern | Keine Kommentare
Kategorie: Fundstücke & Anekdoten, Transport & Logistik


Wer erinnert sich nicht an alte Schwarz-Weiß-Bilder, auf denen zierliche Pferde die Postkutschen ziehen und so in tagelanger Prozedur Briefe und Sendungen an die richtigen Adressaten liefern? Und gerade Logistiker hört man in diesem Moment manchmal laut aufatmen, denn dank modernster Technik und Innovationen wird die Dienstleistung heute in ganz anderen Dimensionen angeboten.

Pferde kommen schon lange nicht mehr zum Einsatz – wie sollte das bei der Masse an Sendungen, die vor allem durch den Internethandel stetig nach oben getrieben wird, auch funktionieren. Stattdessen gibt es heute Transportfahrzeuge in allen Größen und Variationen und modernste Maschinen, die die Sortierung der Sendungen in riesigen Verteilzentren übernehmen. So kommt es, dass man heute nur wenige Tage und nicht Wochen auf seine Sendung warten muss. Davon profitiert natürlich vor allem die Logistik, aber eben auch die fleißigen Helfer von damals…

Eine Ur-, Ur-, Ur-, Ur-, Ur-, Ur- … Urenkelin erinnert sich

Wankira und ich

Ich habe das Glück, dass ich im Kontakt zu der Pferdedame Wankira stehe, die sich noch ganz genau an die Geschichten erinnert, die über den damaligen Alltag von Generation zu Generation weiter erzählt werden. Vor wenigen Tagen nahm sie sich sogar die Zeit für ein kurzes Interview.

Carolin Wettern: „Wankira, schön, dass Sie Zeit für ein kurzes Gespräch gefunden haben.“

Wankira: „Gerne. Und vergessen Sie bitte nicht den Sack Karotten, den Sie mir dafür versprochen haben.“

Carolin Wettern: „Selbstverständlich nicht. Ich habe eingangs schon kurz die Entwicklung der Logistikprozesse in den letzten Jahren erläutert. Wie viel bekommen Sie heute tatsächlich davon mit?“

Wankira: „Nun, wenn ich mich auf der Weide über das saftige Gras hermache, dann nehme ich natürlich nicht so viel von dem wahr, was um mich herum passiert. Aber bei einem kleinen Spaziergang fällt es mir schon auf: Man sieht eigentlich nicht viel. Die Beförderung von Sendungen läuft heutzutage über riesige LKWs auf Autobahnen und nicht mehr über Kutschen, die vereinzelt über das Kopfsteinpflaster rollen. Und von denen gibt es viele verschiedene. Große, kleine, laute, … nein, eigentlich nur laute. Und mal ganz ehrlich, erwarten Sie von einem Pferd, dass es einen 7,5-Tonner, der Pakete transportiert, von einem Lebensmitteltransporter unterscheiden kann?

Ich weiß nur, dass es heutzutage nicht mehr nur Briefe und kleine Päckchen sind. Heute müssen auch Fahrräder oder Waschmaschinen verschickt werden und so kann ich von Glück sagen, dass ich diese Arbeit heute nicht mehr übernehmen muss.“

Carolin Wettern: „ Das war damals anders…“

Wankira: „Genau. Auch, wenn die Sendungen damals wesentlich kleiner waren, so war der Alltag als ´Zustellpferd´ für meine Vorfahren sehr hart. Die Straßen waren lange nicht so ausgebaut wie heute und dennoch mussten weite Strecken zurück gelegt werden. Neben den zu befördernden Sendungen wurden auch Reisende mitgenommen und das zu ziehende Gewicht wuchs. Und viele meiner Vorfahren wurden damals nicht so gut versorgt wie ich heute. Die Belastungen und Strapazen waren extrem hoch, dennoch gab es weder genügend Kraftfutter noch Ruhepausen, um Energie zu tanken.“

Carolin Wettern: „Würden Sie sagen, dass Sie Ihr Leben in der heutigen Zeit zu schätzen wissen?“

Wankira: „Definitiv. Mein Alltag besteht heutzutage doch nur aus Ruhepausen. Obwohl ich stolz zugeben muss, dass ich Sport treibe – und das täglich. Aber eine oder zwei Stunden am Tag sind da völlig ausreichend und sonst schmause ich auf der grünen Weide, tobe mit Freunden umher oder döse in der Sonne – ist das nicht ein Leben?“

Carolin Wettern: „Allerdings. Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch und möchte mich hiermit vorerst von Ihnen verabschieden.“

Wankira: „Die Karotten…“


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